Braunschweig (mhd). Neue Wege gehen die Braunschweiger Malteser in ihrer sozialpflegerischen Ausbildung. Aufgrund der Corona-Pandemie wurde der seit dem 26. Oktober laufende Kurs „Basisqualifikation in Pflege und Betreuung“ zu Beginn des Jahres von Präsenzunterricht auf Onlineunterricht umgestellt. Mit gutem Erfolg, wie Kursleiterin Marion van der Pütten berichtet.
Nach und nach kommen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kurses in ihren Klassenraum und werden von Marion van der Pütten mit einem freundlichen „Guten Morgen“ begrüßt. Alle versorgen sich selbst mit Kaffee und Snacks, um 8.30 startet der Unterricht. Die Kursleiterin gibt einen Überblick über den Vormittag: „Wir werden uns heute mit dem Thema ‚Biografiearbeit‘ beschäftigen, dazu gebe ich Ihnen gleich eine kleine Einführung, dann gehen Sie in eine Partnerarbeit. Als Ergebnis der Partnerarbeit sollen Sie uns dann im Plenum eine biografieorientierte Aktivierung zeigen.“
Ein ganz normaler Unterricht? Nicht ganz, denn das Klassenzimmer ist virtuell, die sieben Umschülerinnen und drei Umschüler im Alter von 25 bis 46 Jahren samt Dozentin sitzen vor getrennten Bildschirmen oder am Telefon. Die Corona-Pandemie lässt keinen Präsenzunterricht zu, ein Abbruch der Maßnahme „Basisqualifikation in Pflege und Betreuung“ wäre aber arbeitsmarktpolitisch undenkbar gewesen, denn frisch ausgebildete Kräfte werden gebraucht. Gerade in der Corona-Pandemie suchen Alten- und Pflegeheime Arbeitnehmer, die alte Menschen pflegen und in ihrem Alltag betreuen können.
So ließ Marion van der Pütten zu Beginn des verschärften Lockdowns im Dezember über die zuständigen Malteser-Stellen beim zuständigen Zertifizierer Certeuropa eine Äquivalenzbescheinigung für alternative Lernformen beantragen. Anfang des Jahres wurde die Ausbildung dann zu einer Online–Schulung umgebaut. Seit dem 14. Januar gab es über das Online-Medium „Teams“ täglich ab 8.30 Uhr Onlineunterricht, zwei Mal pro Woche war zudem ein Lernbrief zu bearbeiten und wöchentliche Lernzielüberprüfungen dokumentierten den Wissensstand der Teilnehmer, die zudem eine telefonische Reflektion und zusätzlich, je nach Wissensstand, regelmäßig Telefonberatung in Anspruch nehmen konnten.
„Zunächst war das natürlich eine Herausforderung“, sagt Kursleiterin van der Pütten. „Jetzt schätze ich die Umstellung aber sehr, die Technik und die erforderlichen neuen Methoden waren auch inspirierend. Ich war deutlich besser auf die Unterrichte vorbereitet.“ Und wie kamen die Teilnehmer damit zurecht? Die Kursleiterin findet nur lobende Worte: „Für meine Seminarteilnehmer war es alles andere als einfach … da ging schon mal ein Handy kaputt, ein Datenvolumen war erreicht, die Kinder benötigten für das Homeschooling den Bildschirm; WLAN gab es nur im Treppenhaus und so weiter, aber gemeinsam haben wir immer eine Lösung gefunden.“ Wenn eine Alternative ausfiel, wurde per Telefon, per E-Mail oder per Post mitgearbeitet, so van der Pütten weiter. Interessant ist, dass die Teilnehmer nach dem Online-Unterricht bei Lernzielüberprüfungen deutlich besser abschnitten als nach Präsenzunterricht – was Marion van der Pütten durchaus nachdenklich macht. „Wahrscheinlich haben wir mit dem Angebot an unterschiedlichen Methoden eine sehr viel intensivere Vermittlung geschafft“, vermutet die erfahrene Kursleiterin. „Außerdem waren die Teilnehmer sehr daran interessiert, diesen Kurs zu Ende zu führen.“ Nach dem Abschluss des Theorieteils am 5. Februar sind die Kursteilnehmer derzeit im Praktikum und werden die Ausbildung Ende März als Schwesternhelferin/Pflegediensthelfer und Betreuungsassistent abschließen.
Unter dem Strich ist das digitale Experiment also gelungen: „Bei aller Herausforderung und der zusätzlich investierten Zeit, letztendlich haben bis hin zum Pflegebedürftigen, der zukünftig von den Absolventen dieses Kurses versorgt wird, alle gewonnen,“ bilanziert van der Pütten zufrieden.
Den Kurs „Basisqualifikation in Pflege und Betreuung“ bieten die Malteser in Braunschweig im Rahmen ihrer sozialpflegerischen Ausbildung schon seit Jahrzehnten an, seit 2008 in Kooperation mit dem Jobcenter. Er findet je nach Bedarf ein- bis zwei Mal pro Jahr statt und dauert ein halbes Jahr.