Erfolgreicher Neustart

Beim „sozialen Mittagstisch“ kommt nur Frischgekochtes auf die Kelle; Bildquelle: Lukas/Malteser

Braunschweig (mhd). Vermutlich ist es Zufall, dass der Speisezettel beim ersten sozialen Mittagtisch der Braunschweiger Malteser nach dreijähriger Coronapause fast genauso aussah wie beim ersten Start vor 14 Jahren. Als die Malteser nämlich am Sonntag, 5. Februar, im Gemeindesaal der katholischen Pfarrgemeinde St. Joseph ihren rund 20 Gästen auftischten, da kam das Gleiche auf die Teller wie im Februar 2009: Grünkohl mit Wurst und Kartoffeln!

Es ist gegen 12.30 Uhr, als vier ehrenamtliche Helferinnen und Helfer der Malteser mit ihren Essensthermen am Gemeindesaal vorfahren, wo sie von einer bunten Schar an Gästen erwartet werden. Erfahrene Mittagstischler wie Uwe Bunschuh sind darunter, der früher regelmäßig kam und sich jetzt nicht nur auf ein gutes Mittagessen freut: „Für mich stehen die Kontakte im Vordergrund“, sagt der 67-jährige Rentner, der allein lebt und Grundsicherung bezieht. „Das ist hier fast wie Familie.“ Andere sind zum ersten Mal dabei. Sabine Müller (Name geändert) wurde von ihrer ambulanten Betreuerin der Lebenshilfe animiert, zum Mittagstisch der Malteser zu kommen. „Die hat das in der Zeitung gelesen und mir gesagt, das könnte gut für mich sein.“ Was sie von diesem Mittag erwartet? „Ich lasse mich überraschen.“

Auch unter den drei ehrenamtlichen Frauen, die im Gemeindesaal den Tisch decken und für Besteck und Wasser sorgen, finden sich Erfahrene neben Neuen. Während Petra Eicke und Birgit Deichmann routiniert Messer und Gabeln jonglieren, finden sie immer noch Zeit, Gabriele Schaper einzuweisen, die heute zum ersten Mal mithilft. Doch bevor das Besteck zum Einsatz kommt, nimmt sich Diakon Detlef Schötz einige Minuten Zeit für Nachdenklichkeit: Die Gegenwart sei voller Krisen, die Coronapandemie nur eine davon, sagt Schötz, der auch Ortsseelsorger der Malteser in Braunschweig ist. „Ihr seid das Licht der Welt“, setzt der Diakon dagegen und ermuntert die Gäste, ihren Glauben selbstbewusst nach außen zu tragen, bevor er den traditionellen Blasiussegen gegen Halserkrankungen spricht und mit einem kurzen Tischgebet das Mittagessen offiziell eröffnet.

Nun endlich werden die Ehrenamtlichen der Malteser für ihren Einsatz belohnt: Seit neun Uhr morgens haben acht Männer und Frauen am Standort Eisenbütteler Straße, den sie mit der Berufsfeuerwehr teilen, auf diesen Moment hingekocht. Vier von ihnen, Simone Glatter, Catharina Ehlers, André Fischer und Matthias Wesche, stehen nun mit Kelle und Wurstzange hinter ihrem Plexiglasschalter und verteilen Grünkohl mit Bregenwürsten an die Gäste. Die häufigste Frage an diesem Tag: „Möchten Sie die Wurst frisch oder geräuchert?“ Dass nicht wenige der Gäste beides nehmen und sich Nachschlag holen, ist der schönste Lohn der Arbeit.

Alle vier Malteser sind Hobbyköche, drei von ihnen haben zudem einen Lehrgang zum Feldkoch oder zur Feldköchin absolviert und dort gelernt, im Katastrophenfall eine große Menge von Menschen zu versorgen. Hauptberuflich arbeiten sie als Gärtner oder Physiotherapeuten und bei den Maltesern sind sie oft noch in anderen Diensten engagiert. Ohne Menschenliebe geht das wohl nicht. „Andere gehen am Wochenende zum Fußball“, sagt Catharina Ehlers dazu, „ich eben zu den Maltesern.“

Den sozialen Mittagstisch der Malteser gibt es seit Februar 2009. Er findet außer im Januar an jedem ersten Sonntag des Monats von 13 bis etwa 14 Uhr in der katholischen Kirchengemeinde St. Joseph in der Goslarschen Straße 6 in Braunschweig statt und richtet sich in erster Linie an bedürftige Menschen. Geplant wird meist mit 50 frisch gekochten Essensportionen. Reste können von den Gästen mitgenommen werden. Die Kosten für diesen Dienst liegen bei rund 5.000 Euro pro Jahr. Daher sind die Malteser auf Spenden angewiesen.

Spendenkonto: Pax Bank, IBAN: DE26 3706 0120 1201 2092 30; Stichwort: D0923MT


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